MEN Jahresbericht 2024 190x260mm sRGB screen RZ 20250320 - Flipbook - Page 13
„Gönn dir den
Eu-Rausch!“
Eu- und Dis-Rausch?
Lars Kiefer hält für die Mentor Stiftung Onlinevorträge zur
Cannabis-Legalisierung. Er passt perfekt zu Mentor – denn auch
sein Weg verlief nicht geradlinig: Sieben Jahre arbeitete Kiefer als
Krankenpfleger, bevor er 2005 auf Sozialpädagogik umsattelte.
Heute leitet er beim Baden-Württembergischen Landesverband für
Prävention und Rehabilitation die Fachstelle Sucht in Singen.
Seit April 2024 ist der Cannabiskonsum legal –
und damit auch ungefährlich?
„Ganz klares Nein! Cannabis kann gerade bei
jungen Menschen zu schweren hirnorganischen Schäden oder Psychosen führen, und
das bereits bei unregelmäßigem Konsum. Denn
unsere Gehirnentwicklung ist erst mit Mitte 20
abgeschlossen. Und: Jeder Joint ist im negativen Sinne eine echte „Überraschungstüte“. Man
weiß nie, wie hoch der THC-Gehalt ist, ob das
Cannabis genetisch manipuliert oder chemisch
gestreckt wurde. Das ist so, als würden Sie sich
einen Drink bestellen, ohne zu wissen, ob der
Barkeeper Ihnen eine leichte Weißweinschorle,
ein Starkbier oder einen selbstgebrannten
Schnaps serviert.“
Der Untertitel Ihres Vortrags heißt: Was Eltern
wissen müssen. Was müssen sie denn wissen –
und vor allem: Was können sie konkret tun, um
ihr Kind vor Drogenmissbrauch zu schützen?
„Zunächst einmal: einfach Eltern sein, dem Kind
Sicherheit geben, sein Selbstvertrauen stär-
Die beiden Begriffe leiten
sich von den griechischen
Vorsilben eu (dt.: gut, wohl,
richtig, leicht) und dys
(dt.: schlecht, miss-) ab.
ken, mit ihm gerade in der Pubertät im Kontakt
bleiben, Vorbild sein. Und: Rausch nicht tabuisieren. In unseren Workshops mit Schulklassen
höre ich immer wieder die Frage, ob es nicht ein
Recht auf Rausch gibt. Eine Antwort: Ja, gönn
dir den Eu-Rausch, den du beim Tanzen, beim
gewonnenen Fußballspiel, beim Verliebtsein
empfindest. Da kann der Dis-Rausch vom Komasaufen und Kiffen niemals mithalten. Und die
andere lautet: Ja, aber mit Vorsicht, in Maßen
und in einem sicheren Umfeld.“
Und wenn Eltern dann trotz allem die Sorge
haben, dass ihr Kind suchtgefährdet ist?
„Erstens: Holen Sie sich professionelle Hilfe.
Zweitens: Es ist nie zu früh, sich Hilfe zu holen.
Drittens: Es ist nie zu spät, sich Hilfe zu holen.“
Praktische Tipps finden Sie auf:
drugcom.de
suchthilfe-landkreis-konstanz.de
suchtberatung.digital